Nakanishi und die Tradition von handgepflücktem High End Matcha
Während Matcha erst in den letzten Jahren in Europa als eine Art „Trend-Getränk“ immer größere Bekanntheit erlangt hat, bildet der Teegarten der Familie Nakanishi ein deutliches Kontrastprogramm hierzu, indem er sich in jeder Form zu den japanischen Ursprüngen von Matcha als ehrwürdiges Getränk bei der japanischen Teezeremonie bekennt. Der High End Matcha-Teegarten Nakanishi wurde bereits vor mehreren Hundert Jahren gegründet, und wurde über die Jahre hinweg mit zahlreichen renommierten Preisen für Matcha und Tencha ausgezeichnet wurde.
Die Lage am Rande der ehemaligen Hauptstadt Japans, Kyoto, die zugleich als Wiege der Kultur der japanischen Teezeremonie bezeichnet werden darf, handelt es sich bei Nakanishi nicht um irgendeinen Matcha-Hersteller, sondern um den einzigen japanischen High-End-Matcha-Teegarten, der höchsten Wert auf Handarbeit legt, und zugleich 100%-traditionell arbeitet, also wie in alter Zeit komplett auf den Einsatz von Agrarchemikalien verzichtet. Seit einigen Jahren ist der Traditionsbetrieb Nakanishi als biologisch arbeitenden Betrieb zertifiziert, um seine ökologische Arbeitsweise auch nach außen formell zeigen zu können.
Bei unserem Besuch im Frühjahr 2015 beim Teegarten und in der winzigen Matcha-Verarbeitungshalle von Nakanishi, werden wir nach der Besichtigung der vier überdachten Teegartenparzellan ins Privathaus der Familie Nakanishi eingeladen. Der kleine Raum, das Wohnzimmer der Familie Nakanishi, ist über und über geziert von in Rahmen gefassten hochrangigen Preisen für Matcha und Tencha, die dem ehrwürdigen Betrieb über viele Jahre hinweg verliehen wurden. Wir erfahren die besondere Ehre, heute einen Matcha dargeboten zu bekommen, der eigentlich gar nicht existiert – oder, zumindest wurde bisher verschwiegen, dass es ihn gibt. Es handelt sich um eine Matcha-Qualität, über der offiziell höchsten Qualität (Takeno Jôô), die speziell für die höchste Stufe der japansichen Teezeremonie, die Karamono-Zeremonie, geeignet ist, bei der oftmals nur Teelehrer anwesend sind, und ausschließlich Koicha (dickflüssig zubereiteter Matcha) zubereitet wird. Wir wagen zu fragen, ob es unter Umständen möglich wäre, in Zukunft einige Gramm diese extrem seltenen Matcha (Ryuu) erhalten zu dürfen.
Herr Nakanishi hat aber noch eine weitere Rarität für uns parat: Handgepflückten Gyokuro aus seinen eigenen Teegarten, der von hochgewachsenen Sträuchern an einem Tag im Jahr geerntet wird. Auf dem Foto (s.u.) ist Herr Nakanishi zu sehen, wie er uns diesen Gyokuro zubereitet, von dem pro Jahr gerade einmal 5kg hergestellt werden, weshalb er regulär garnicht erst in den Handel gelangt – mit einer Ausnahme. Abgesehen von diesen 5kg des handgepflückten Gyokuro, stellt der Traditionsbetrieb Nakanishi ausschließlich high end Matcha her.
Matcha von Nakanishi ist in Kyoto und Uji unter Experten hoch angesehen: Selbst der deutlich größere Betrieb Koyama aus Uji, dessen Name sich auch hierzulande bereits herumgesprochen hat, schätzt den Matcha und Tencha von Nakanishi sehr. Nakanishi und Koyama pflegen schon seit mehr als 50 Jahren eine enge Beziehung zueinander. Während Koyama vor allem für seine „konventionellen“, also mit Pestizideinsatz hergestellten Qualitäten Ruhm erlangt hat, so ist jedoch Nakanishi nach Aussage von japanischen Matcha-Kennern der einzige Teegarten, der solch hohe Matcha-Qualitäten in der Lage ist auf 100% traditionelle und ökologische Weise anzubauen und zu verarbeiten. Alle Schritte vom Anbau bis zur Herstellung von Tencha, und dem Mahlen des Tencha zu Matcha, finden dabei auf den eigenen Anlagen von Nakanishi statt. Da dabei unglaublich viel Handarbeit erforderlich ist, sind die hergestellten Mengen allerdings sehr klein, und machen den Matcha von Nakanishi umso mehr zu einer Rarität.
Mittlerweile [im Frühjahr 2014] waren sechs Jahre verstrichen, in denen wir eine Vielzahl von Anläufen unternommen haben, um einen wirklichen High End Matcha zu finden, der aus ökologisch angebautem Blattgut hergestellt wird. Die oben wiedergegebene Aussage, es gäbe keinen anderen japanischen Teegarten, der sich mit den Qualitäten von Nakanishi messen könne, erscheint uns vor diesem Hintergrund durchaus nachvollziehbar. Auch unsere beiden Grüntee-Expertinnen Reina und Yoko haben uns bei der Suche immer wieder unterstützt, und standen dabei wiederum mit verschiedenen Teelehrern unter anderem in Kyoto in Verbindung. Nichtsdestotrotz waren wir sechs Jahre lang erfolglos auf der Suche nach einem Teegarten wie Nakanishi, der einzig und allein auf die Herstellung von High End Matcha spezialisiert ist. Dabei ging es uns nicht nur darum, einfach einen Matcha zu finden, der sich geschmacklich durch seine Einzigartigkeit auszeichnet, sondern einen Matcha auf einen Niveau und mit einem entsprechenden Charakter zu finden, der selbst den Ansprüchen der Teezeremonie-Schulen standhalten. Doch im Frühjahr 2014 ergab sich ganz unverhofft bei einem Treffen mit einer Bekannten in Japan, der wiederum mit einer in der Bio-Bewegung aktiven Japanerin befreundet ist, die Nakanishi persönlich kennt, dass uns vom Teegarten von Nakanishi berichtet wurde. Wir hörten von der Idee von Nakanishi, dass er Ausschau hielt, einen festen Partner zu finden, ihn und seine Tees in Europa zu repräsentieren, um seine Matcha-Qualitäten in angemessenem Rahmen in Europa in einige passende Teeläden zu bringen.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Nakanishi seinen Tencha nur in wenigen, besonderen Fällen selbst zu Matcha vermahlen. Anstelle dessen verkaufte er bisher die nicht gemahlenen Tencha-Blätter an andere renommierte Matcha-Verarbeiter, die ihm bis heute die Tencha-Blätter geradezu aus den Händen reißen. Vor dem Hintergrund, dass Nakanishi zu einigen seiner Tencha-Abnehmer schon seit mehreren Jahrzehnten in einem engen Verhältnis steht, ist es zwar nicht die Intention von Herrn Nakanishi diese Art der Kooperation zu beenden, doch kam in ihm immer mehr der Wunsch an die Oberffläche, dass seine exzellenten Matcha-Qualitäten auch unter dem Namen Nakanishi angeboten werden, also nicht nur als Marke anderer Händler, wie es bis dahin der Fall war. Dies war letztlich der Ausschlaggebende Punkt dafür, dass über mehrere Umwege der Kontakt mit uns zustande kam.